Am Palmsonntag feiern wir den triumphalen Einzug von Jesus in Jerusalem. Die Menschen feiern ihn und jubeln ihm zu. Fünf Tage rufen dieselben Menschen "Kreuzige ihn!". Wie ist das nur möglich?
Ich habe es an mir selbst erlebt. Ich liebe einen Menschen sehr, bin bereit, alles für ihn zu tun. Ich bin überzeugt, dass nichts diese Liebe zerstören kann. Doch (vielleicht unbewusst) knüpfe ich bestimmte Erwartungen an diese Liebe, an diesen Menschen. Ich habe meine eigenen Vorstellungen davon, wie dieser Mensch sich mir gegenüber verhalten soll. Diese Erwartungen bleiben aber, zumindest zum Teil, unerfüllt. Er verhält sich anders, für mich unverständlich. Ich merke, wie sich Enttäuschung in mir breit macht. Ich versuche, sie zu ignorieren, trotzdem dran zu bleiben, den Menschen weiter zu lieben. Ich gebe alles. Und merke nicht, dass ich in Wirklichkeit nur mich selbst liebe und das, von dem ich glaube, dass dieser Mensch es mir geben kann, ja meiner Meinung nach muss. Ich habe mich für so edel und rein gehalten und war stolz auf meine Liebe. Und plötzlich spüre ich nur noch Enttäuschung, Wut und - Hass!
Ich bin entsetzt. Über mich selbst. Diese Selbsterkenntnis trifft mich schwer. Ich sehe mich in der schreienden Menge in Jerusalem. "Kreuzige ihn!" Da überflutet mich tiefe Reue. Und ich kann nur noch stammeln: "Danke, Herr Jesus, dass DU mich trotzdem liebst und für mich am Kreuz gestorben bist. Danke für Deine Liebe. Ich habe sie nicht verdient." Und mein Hass verwandelt sich wieder in Liebe. In Liebe, zu der ich nur mit Christus fähig bin.
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