Sonntag, 13. Juli 2008

Die Letzte

Gerade komme ich aus der Kirche, wo heute ein gemeinsamer Gottesdienst für die ganze Seelsorgeeinheit mit allen drei Priestern stattfand. Danach war noch geselliges Beisammensein und ich bin auch noch ein wenig geblieben und habe eine Tasse Kaffee getrunken. So weit so gut. Auf dem Heimweg habe ich dann geweint. Warum?
Das Ganze war wieder mal so typisch für mich. Ich hätte gerne noch kurz mit dem Kaplan gesprochen. Ich wollte ihn nach einem Buch fragen, das er mir empfohlen hatte und dessen Titel ich leider vergessen habe und hätte mich auch sonst gefreut, ein paar Worte mit ihm wechseln zu können. Ich kam jedoch nicht an ihn heran. Er war permanent in lange Gespräche mit anderen Personen vertieft. Ich habe eine ganze zeitlang geduldig gewartert, aber immer wieder sind mir andere Menschen zuvor gekommen. Ich bin sicher, dass er mich gesehen hat, aber er hat mich nicht beachtet. Das war sicher keine Böswilligkeit von ihm, und ich bin ihm auch nicht böse, aber schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich bin traurig und enttäuscht fortgegangen. Eine Dreiviertelstunde stand ich alleine mitten in einer großen Menschenmenge herum. Alle waren eifrig in Gespräche mit anderen vertieft - nur ich nicht. Auf Pfr. St. und Pfr. S. haben mich nicht angesprochen, obwohl sie beide mich gesehen haben. Kein einziges freundliches Wort, nichts. Das tut so weh. Immer wieder geht es mir so. Schon in der Schule stand ich immer nur daneben. Es gelingt mir nicht, mich einzubringen, dazuzugehören. Ich bleibe immer irgendwie außerhalb der Gemeinschaft, auch und gerade in der Kirche.
Zwar habe ich mit dem Kaplan schon einige Gespräche gehabt (mit Termin bei ihm zu Hause) und wir haben u. a. auch über dieses mein Problem gesprochen. Das ändert aber nichts daran, dass mir das immer wieder so passiert, auch mit ihm. Und gerade das verletzt mich so. Wie soll ich Zukunft damit umgehen? Ich gehe solchen Gelegenheiten ja schon meistens aus dem Weg. Z.B. habe ich mir vorgenommen, auf kein Klassentreffen mehr zu gehen, denn auch hier spielt sich jedesmal das gleiche Szenario ab. So bleibe ich eben lieber für mich allein und meide solche Zusammenkünfte.
Besonders eine Szene von heute wird mir wohl für immer als weiterer Stachel in meinem Fleisch in Erinnerung bleiben: Der Kaplan spricht lange mit einer Frau (es ist schon die Dritte, seit ich warte, an die Reihe zu kommen). Geduldig stehe ich in der Nähe und warte auf meine Gelegenheit. Da kommt eine andere Frau, die ebenfalls mit ihm reden will. Sie sieht, dass auch ich diese Absicht habe und schon länger warte. Sie drängt sich jedoch vor mich und spricht ihn schnell vor mir an, sobald sich die Gelegenheit ergibt. Der Kaplan wendet sich ihr zu, und ich stehe wieder mal daneben. Auch dieses Gespräch dauert länger. Ich komme mir langsam blöd vor, und schließlich gehe ich halt. Ich könnte darob zornig und bitter werden, aber ich weine nur still in mich hinein. Herr, Du hast alles gesehen. Ich war mal wieder die Letzte, die Allerletzte. Aber Du sagst mir, dass die Letzten am Ende die Ersten sein werden. Ich danke Dir für diese Verheißung. Amen.

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