Gedicht
Nicht wie Rosen, nicht wie Nelken,
die heute blüh'n und morgen welken,
sondern wie das Immergrün,
soll'n auch unsre Herzen blüh'n.
Wenn dich das Leid des Lebens drückt
und deine Seele bebt und weint,
wenn dich kein Sonnenstrahl entzückt
und dir so weit dein Glück erscheint,
dann such' dir eine Menschenseele,
die mit dir fühlt und dich versteht,
und, was dein Herz auch immer quält,
sei dir gewiss, dass es vergeht.
*
Heute habe ich ein wenig in alten Briefen geblättert und bin dabei auf dieses Gedicht gestoßen, das mir ein damaliger Brieffreund geschickt hat. Die Briefe sind alle über zwanzig Jahre alt, und ich habe mehrere Ordner voll davon. An manche alten Brieffreunde kann ich mich noch sehr gut erninnern, andere hatte ich schon ganz vergessen. Besonders oft denke ich noch immer an Ilja, einen besonders lieben Freund, den ich 1983 in der Psychiatrie kennengelernt habe. Oh, nach all den Jahren vermisse ich ihn immer noch! Ich wüsste gerne, wie es ihm heute geht, wo er lebt, was er macht. Er war so ein lieber Kerl. Leider hat er sich eines Tages einfach nicht mehr gemeldet. Es waren nur wenige Wochen, die wir miteinander hatten, aber die Zeit, die ich mit ihm verbracht habe, gehören zu den wertvollsten meiner Erinnerungen. Ich hatte damals viele Freunde, aber keine Freundschaft war so schön, so rein und so unschuldig wie die mit meinem feinen, kleinen Ilja. Lieber Ilja, ich hoffe, es geht dir gut und du bist glücklich! Deine Isa
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