Samstag, 16. Februar 2008

Einsame Blumen



Es ist Februar und noch sehr frostig. In einem Garten blüht eine einzelne Osterglocke. Von ihren Kameradinnen und den Krokussen ist noch nichts zu sehen, noch nicht einmal Schneeglöckchen blühen in ihrer Nähe. Was treibt diese gelbe Blume so früh an die Oberfläche? Ist es Eitelkeit? Möchte sie vor ihren Genossinnen dastehen, um aufzufallen und bewundert zu werden? Fürchtet sie, ansonsten in der Masse unterzugehen? Warum trotzt sie so allein der Kälte? Ist sie schon da, um vorübergehenden Spaziergängern den Frühling anzukündigen? Ruft sie uns zu: Freut euch, bald wird es Frühling und alle meine Kameradinnen werden wieder für euch blühen! Sie rührt mich, wie sie so allein dasteht, aufrecht und mutig im kalten Februar. Ich freue mich, dass sie da ist und nicht gewartet hat, bis es wärmer wird und auch alle anderen Blumen sich der Sonne entgegenstrecken.


Ich gehe am Neckar entlang. Kahl und frostig liegen die Neckarwiesen im kalten Sonnenlicht des Februar. Hinter einer Bank blüht ein einzelnes Gänseblümchen, obwohl es dort ganz schattig ist und die Sonnenstrahlen es nicht erreichen. So winzig steht es da an diesem ungemütlichen Ort. Ich schaue es lächelnd an, neige mich zu ihm hinunter und pflücke es. Zart liegt es in meiner Hand und ich trage es nach Hause. Ich fülle ein kleines Schälchen mit Wasser und lege das Blümchen hinein. Hier blüht es nun ganz für mich allein. Erst nach einigen Tagen beginnt es zu welken. Bis dahin hat es mein einsames Herz mit Freude erfüllt.

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